1910 – 1965

 

Jünglings- und Jungfrauen- bzw. Jungmänner- und Jungmädchenverein bzw. CJVM (1910 – 1965)

 

Der "Evangelische Jünglingsverein Locherhof" wurde zusammen mit dem "Jungfrauenverein Locherhof" im Jahr 1910 auf Anregung von Pfarrer Kohler gegründet. Kurz nach der Gründung schloß sich der Verein dem "Süddeutschen Jünglingsbund" in Stuttgart an. Von dort erhielt er die notwendige Logistik zur Durchstrukturierung des Vereinslebens.

Den Kern des Vereinslebens bildete die wöchentliche Bibelstunde und die Gebetsvereinigung. Die Versammlungsstunden fanden am Sonntagnachmittag statt. Im Sommer wurden fröhliche Spiele, im Winter Zeichenstunden und Leseabende durchgeführt. Zum Vereinsleben zählten auch Veranstaltungen wie Weihnachtsfeiern, Familienabende und Lichtbildervorträge. Jedes Jahr wurden die Konfirmanden eingeladen und teilweise in den Verein aufgenommen.

Das Schwimmbad des CVJM im unteren Teufen 1932

Der stellvertretende Vorsitzende Wilhelm Flaig gründete 1910 einen Männerchor, ein Jahr später ein Streichorchester, bestehend aus vier Violinen, einer Viola, einem Cello und einem Kontrabaß. Nach dem Ersten Weltkrieg rief Wilhelm Flaig noch ein Blechbläserquartett und eine Theaterspielgruppe ins Leben, die allerdings nur für einige Jahre bestanden. 1914 wurde eine Weiß-Kreuz-Gruppe gebildet, die sich vor allem der "sittlichen Durchbildung" der Jugend annahm. Im Dezember 1918 wurde für die heimgekehrten Kriegsteilnehmer ein Weihnachts- und Begrüßungsfest veranstaltet. 1921 wurde der Name "Jünglings / Jungfrauenverein" in "Jungmänner / Jungmädchenverein" umgewandelt, später nannte man sich "CVJM" (Christlicher Verein Junger Männer). 1927 wurde in Locherhof das Bezirksfest der Jungmädchenvereine abgehalten. Im gleichen Jahr stellte Altvorstand Johann Georg Rapp am Teufenbach dem Jungmännerverein eine Wiese als Sportplatz zur Verfügung und am Bach wurde ein Becken als Schwimmbad ausgehoben, das bis in die 1930er Jahre hinein bestand (siehe Bild).

Mit dem Dritten Reich brachen schwere Zeiten für die bündisch organisierten Jugendvereine an, da die braunen Machthaber die freie Jugendarbeit zerschlagen wollten. Durch einen Erlass der Kreisleitung im Jahr 1935 durften die Räumlichkeiten, die von den Gemeinden unterhalten wurden, nur noch ausschließlich der NSDAP zur Verfügung gestellt werden. Gleichzeitig wurde den konfessionellen Jugendverbänden wie auch der Kirchengemeinde die Benutzung des Gemeindehauses in der Schönbronner Strasse untersagt. Während des Zweiten Weltkrieges wurden im Haus von Andreas Staiger noch Zusammenkünfte abgehalten, dann kam die Arbeit vorerst zum Erliegen.

Die Mädchenarbeit kam mit der Hilfe der Gemeindehelferinnen rascher wieder auf die Beine. Bereits 1945 entstand wieder ein Mädchenkreis durch. Ende der 1940er und Anfang der 1950er Jahre gab es daher eine blühende evangelische Mädchenarbeit. Die Gemeindehelferin Dorothea Kruse sammelte viele Locherhofer Mädchen um sich.

Gottfried Steidinger begann in der Nachkriegszeit (1947) wieder mit einer christlichen Jungmännerarbeit in Locherhof. Man schloss sich dem Ev. Jungmännerwerk in Stuttgart an, das als freies Werk in der Landeskirche seine Aufgaben wahrnahm. Heinrich Jäckle vom Hochberg übernahm dann die Leitung im Jungmännerkreis bis zu seinem Tod im Jahr 1953. Man traf sich im Erdgeschoß des Gemeindehauses, in dem Raum, in dem auch der Religionsunterricht und die Gemeinschaftsstunden stattfanden. Werner Engisch versah von 1953 bis 1956 die Leitung des Jungmännerkreises. In dieser Zeit kam monatlich der Jugendwart des Dekanats Sulz, Hans Buck, der die evangelische Jugendarbeit im Dorf tief prägte. Bei Wind und Wetter, selbst im kältesten Winter fuhr er mit seinem Motorrad von Oberndorf nach Locherhof und fesselte mit seinen Andachten und Bibelarbeiten die jungen Männer. Günther Engisch löste 1956 seinen Bruder in der Leitung ab, bis 1960 Gotthilf Jäckle folgte, der noch bis 1965 die Jungmännersache vorantrieb.

Anfang der 1950er Jahre begann Gotthilf Schäfer vom Sulgen, eine Bubenjungschar in Locherhof aufzubauen. Bis 1955 gestaltete er voll Hingabe die fröhlichen und wilden Jungscharstunden mit den 10-14jährigen Jungen. Gotthilf Jäckle nahm sich dann der Gruppe noch bis 1961 an, mußte sie jedoch aufgeben, als er im Jungmännerkreis einstieg. Günther Engisch begann 1953 mit einer Jungenschaft, die männliche Jugendliche im Alter von 14 bis 18 Jahre umfaßte und bis 1959 bestand. Noch 1960 konnte der Jungmännerverein unter Gotthilf Jäckle sein 50jähriges Bestehen feiern. Doch bereits fünf Jahre später verschwand der Verein von der "Locherhofer Bühne". Seine Anliegen und seine Aufgaben, jungen Menschen das Evangelium von Jesus Christus weiterzugeben, wurden jedoch wieder Anfang der 1970er Jahre aufgenommen, dort allerdings unter dem Dach der Evang. Kirchengemeinde Locherhof, ab 1995/96 weitergeführt durch den Evang. Förderverein für Gemeindearbeit Locherhof e.V.

 

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